Rathaus Stendal
18. September 2023
Marienkirche
18. September 2023

Roland

Vor der gotischen Gerichtslaube steht der steinerne Roland aus dem Jahre 1525. Er gilt als Zeichen für Rechte und Freiheiten der mittelalterlichen Stadt. Mit 7,80 m ist er die drittgrößte Rolandfigur in ganz Deutschland. Diese Sandsteinfigur lehnt an einer reich verzierten Säule. Die steinerne Standfigur trägt einen Harnisch, auf dem Kopf einen Federschmuck, in der rechten Hand hält er das Schwert und in der linken den Schild mit einem Adlerwappen. Die heutige Rolandfigur ist eine originalgetreue Kopie von 1974, der Vorgänger wurde bei einem schweren Sturm stark beschädigt und kann heute im Altmärkischen Museum zu Teilen besichtigt werden.

An der Ecke der Gerichtslaube des Rathauses steht der Roland von 1525 in einer originalgetreuen Kopie aus dem Jahre 1974. Wie die meisten Rolande ist auch der Stendaler als Ritter dargestellt. Er trägt einen Riefelharnisch der Renaissance, der in Form und Zierelementen ganz der Mode der damaligen Zeit entspricht. Zu seinen Attributen gehören ein Schwert, als ein Symbol der Macht, in der rechten und ein Schild in der linken Hand. Der Schild zeigt den vollständigen brandenburgischen Adler und zwei ausgezackte Quadrate, wohl ein älteres städtisches Wappen. Auf dem Kopf trägt der Roland einen Pausch mit einem dahintergesteckten Federbusch. Der Stützbalken, gegen den sich der Roland lehnt, lässt auf seiner Vorderseite zwei Figuren erkennen: Einen auf einer Muschelschale stehenden Mann, der eine Säule stemmt und so den Roland zu stützen scheint. Er trägt einen Kittel, der von einem Gürtel zusammengehalten wird – die damalige Arbeitskleidung der Handwerker. Es könnte sich daher um die Selbstdarstellung des Meisters handeln, der den Roland schuf. Die Darstellung darunter zeigt eine hockende Gestalt, die stark verwittert ist und sich nicht mehr deuten lässt.
An der Rückseite des Rolands befindet sich die Jahreszahl 1525 und eine Narrenfigur, in der die Stendaler den Eulenspiegel sehen. Er hält in der rechten Hand den Dudelsack und in der Linken das heute noch geführte Stadtwappen: Ein gespaltenes Schild, vorn der halbe brandenburgische Adler, hinten vier Rauten. Die Wappen finden sich in der Schnitzwand des Kleinen Saals im Rathaus wieder.

Rolande sind mittelalterliche Rechtssymbole, die als Zeichen der Rechte und Freiheiten der Städte an ihren Marktplätzen standen. Ob dem Stendaler Roland von 1525 ein älterer vorausging, ist nicht bekannt, kann aber nicht ausgeschlossen werden.